Botschafter zeitloser Gastlichkeit vom 12. Jahrhundert bis zur Belle Époque – zu den Historic South Tyrol zählt auch das Hotel Adria in Meran, eines der ersten Grand Hotels, die es im Alpenraum gab. Das kultige Belle Epoque Hotel hat eine denkmalgeschütze Urlaubskulisse für Individualisten, Kulturinteressierte, Ästheten und Zeitreisende an einem der schönsten Orte Südtirols.
Merans Ruf als bedeutender Kur- und Ferienort hallte bereits seit dem Jahr 1835 weit über die Berge. Damals gab es kaum bedeutende Kurstädte, die ähnlich beliebt waren, Grand Hotels vorweisen konnten und zudem mit guter Luft und heilendem Wasser punkten konnten.
So wundert es nicht, dass auch Kaiserin Sissi bald Wind davon bekam und ihre Sommerfrische in Meran verbrachte. Mit ihrem Besuch machte sie Meran zum Magnet für die europäische Haute Volée, die sich damals die Klinke der Grand Hotels in die Hand gaben.
Eines davon war das Hotel Adria im Meraner Villenviertel Obermais. Das Jugendstiljuwel wurde im Jahr 1885 errichtet. Merans erstes Hotel ist für alle genau der richtige Ort, die ein wenig Belle Epoque-Flair genießen wollen.
Es fällt leicht, in diese längst vergangene Zeit einzutauchen. Schon beim Betreten des Hotel beginnt die Zeitreise in den mondänen Jugendstil. Familie Amort-Ellmenreich sorgt mit viel Hingabe dafür, dass ihr Hotel ein echtes Original bleibt und bewahrt damit ein besonderes Stück der Geschichte Merans, in der die Gastgeberfamilie selbst eine wichtige Rolle für Reisende aus aller Welt gespielt hat.
Wechselvolle Geschichte
Anfang 1868 kommt der junge Kellner Ferdinand Langguth aus Thüringen nach Meran, ein noch verschlafenes Städtchen. In einem der wenigen Hotels findet er Arbeit, bleibt drei Jahre und heiratet eine Wirtstochter. Die beiden sind sehr tüchtig und können bereits 1885 in Obermais ein Hotel bauen.
Warum Obermais? Seit Jahrhunderten ist Obermais die privilegierte Wohngegend von Meran mit Ansitzen, Schlösser und Villen, die zum Teil auf das späte Mittelalter zurückgehen.
1840 entstand hier gegenüber vom Hotel die erste Kuranstalt Merans: die Kaltwasseranstalt von Dr. Mazegger. Er holte mit seiner Heilanstalt, mit Massagen und Kneippbädern, viele Gäste nach Meran. Es war die erste Heilanstalt dieser Art weit über die Grenzen Tirols hinaus und der Beginn des Kurbetriebs in Obermais.
Nicht umsonst nimmt Elisabeth, die Kaiserin von Österreich, zwischen 1870 und 1889 dreimal hier Quartier. Das Austria, so heißt das Hotel damals, läuft so gut, dass bald sogar ein prächtiges Palais mit 30 Zimmern hinzukommt. Die Fürsten von Thurn und Taxis mieten es gleich für eine ganze Saison. Man schreibt das Jahr 1900, der Tourismus floriert, es ist die Belle Époque.
Ferdinand Langguth erhöht 1914 das Austria um eine Etage auf die heutige Größe, verschönert, baut Bäder ein, einen Aufzug und eine Zentralheizung. Kaum fertig, bricht der Erste Weltkrieg aus. Von dem wirtschaftlichen Stillstand, Schulden und einem Schlaganfall erholt sich Langguth nicht mehr.
Das Austria geht zu gleichen Teilen an Langguths Kinder, die mit einem Mal in den Mühlen der großen Politik landen. Als Folge des Friedensvertrages von Versailles enteignet Italien nämlich die deutschen Staatsbürger auf seinem Gebiet.
So verlieren die Langguths das Austria, eine Hälfte übernimmt der italienische Staat, den anderen Anteil verkaufen sie an die Hotelierin Rosa Lardschneider aus Gröden. Sie glaubt, für ein Meraner Traditionshaus mache sich der Name Adria besser als Austria und ändert diesen in den 1930ern.
1939 entscheidet sie sich in der berüchtigten „Option“, dem Abkommen zwischen Hitler und Mussolini zur „ethnischen Säuberung“ Südtirols, für die Auswanderung ins Deutsche Reich, bleibt aber dennoch und kann 1941 dem italienischen Staat sogar die zweite Hälfte am Hotel abnehmen.
Ab 1943 ist das Adria ein deutsches Lazarett wie viele andere Hotels in Meran. Danach kommt mit Josef, dem einzigen Sohn der Frau Lardschneider, neuer Schwung ins Haus. Er hat in Rom das Metier gelernt, erweitert, baut um und errichtet 1968 einen Zubau mit dem ersten Hallenbad in Meran und einem unterirdischem Verbindungsgang.
Im Sommer 1971 verunglückt er tödlich und die Witwe von Josef führt das Hotel noch etliche Jahre allein weiter, bis sie nicht mehr mag und es 1983 an die heutigen Eigentümer-Familie Glatt-Amort übergibtIn der Buchhandlung des Vorfahren Friedrich Wilhelm Ellmenreich gaben sich internationale Kurgäste ein Stelldichein ein, da es dort Bücher in verschiedensten Sprachen gab.
Zudem druckte die Familie Ellmenreich Reiseführer, einige der mehr als 100 Jahre alten Exemplare finden sich im Hotel Adria. Wie es einst seinen Vorfahren gelungen ist, die erste Buchhandlung Merans zu einem besonderen Treffpunkt für Reisende zu machen, ist es dem Gastgeber Florian Ellmenreich geglückt, aus dem Hotel Adria einen Ort der Begegnungen mit Menschen, Geschichten und Besonderem vergangener Tage zu machen.
Das Schöne bewahren, dem Kultigen neuen Glanz verleihen ist dabei sein Motto, dass im ganzen Hotel spürbar ist. Zahlreiche antike Elemente wurden aufbewahrt, aufgefrischt, restauriert und mit modernem Komfort kombiniert.
Über die Holz- und Terrazzoböden sind einst schon die ersten Gäste durchs Hotel flaniert und bis heute sind sie gut erhalten. Das Stiegenhaus ist in „biancone veronese“, Marmor aus der Nähe von Verona.
Der älteste Aufzug Merans
Elektronische Personenaufzüge gingen in Europa bereits im späten 19. Jahrhundert in Betrieb. Ein Zeitzeuge dieses großen Fortschritts begleitet heute noch Hotelgäste zuverlässig vom Parterre in die oberen Stockwerke.
Der Aufzug, seit dem Jahr 1924 in Betrieb, ist der älteste Aufzug Merans. Man muss noch selbst die Innentüren schließen, es ruckelt und knarrt, aber jede Fahrt ist ein entschleunigendes Erlebnis. Die Aufzugskabine etwa ist noch original.
Bei all der Nostalgie steckt mittlerweile unter der Haube modernste Technik. Die Umrüstung auf moderne Technik vor zirka zehn Jahren war nötig, um den aktuellen Sicherheitsbestimmungen gerecht zu werden. Die Einkerbungen des Eisengeländers und die ehrwürdigen Gemälde verleiten zum Philosophieren über eine glanzvolle Zeit.
Die 49 Zimmer und Suiten zwischen 16 und 45 qm sind Unikate, in denen es scheint, als könnte man die Tür zu einer anderen Zeit öffnen und zugleich modernen Komfort genießen.
Uralter, echter Parkettboden oder stilvoll schwerer Teppich, oft noch mit doppelten Türen – Gäste begegnen hier dem eleganten Charme der Meraner Geschichte im Duett mit modernstem 4- Sterne Standard, der harmonisch und sanft in die Raumarchitektur integriert wurde. So gibt es beispielsweise auch eine Sissi Suite ganz im Stil der Kaiserin gestaltet mit liebevollen Details.
Das Frühstück im Adria ist fast jeden Tag anders und wird für alle Langschläfer bis mittags serviert. Man kostet ausgeschlafen italienische Spezialitäten aus den besten Produkten der Region, dabei liegt Druckfrisch die Lieblingszeitung neben dem Cappuccino. Je nach Lust frühstückt man im elleganten Frühstückssaal, auf der Sonnenterrasse oder in der Bibliothek.
Und abends? Mit Dine around in der unmittelbaren Umgebung des Meraner Villenviertels und der Altstadt kann man jeden Tag ein neues Geschmacksabenteuer ausprobieren. Gastgeber Florian Ellmenreich hat die besten Tipps parat.
Entspannungsmomente finden Gäste im Badepavillon mit Pool, Whirlpool, Finnischer Sauna, Mediterraneo und Thalasso Sole-Dampfbad sowie Aromarium Dampfbad mit Kräuteraroma.
Das hat uns gefallen
Im Adria kann man durchschnaufen und auch gemütlich die Umgebung erkunden wie die Promenaden, die Waal- und die Wanderwege.
In der geschichtsträchtigen Bibliothek nimmt man sich die Zeit, um wie früher die Kurgäste, Gelehrten und Kreativen in den Büchern zu schmökern, in Ruhe Zeitung zu lesen, zu diskutieren, oder nur aufmerksan zuzuhören.
Die Kurstadt Meran gehört zu den bekanntesten Städten Südtirols. Die Lauben in der Altstadt, die Kurpromenade und das Kurhaus, die Gärten von Schloss Trauttmansdorff, die zahlreichen Museen sind alle zu Fuß vom Hotel erreichbar.
Das milde Klima Merans in Kombination mit langen Spaziergängen tut gut. Die vielen, schön angelegten Promenaden mit toller Aussichte auf die Stadt laden zu ausgedehnten Walking-Touren ein. Es gibt gleich fünf verschiedene Promenaden in Meran.
Die bekannteste ist der Tappeinerweg, der nach seinem Architekten Franz Tappeiner benannt wurde, der im 19. Jahrhundert auch als Arzt in der Kurstadt tätig war.
Unser Tipp
Gehen Sie vom Hotel auf dem Waalweg ins Passeiertal hinein durch den Wald, diesen Sauerstofftunnel und atmen dabei bewusst, mehr braucht es nicht für eine kleine Auszeit.
Unser Fazit
Das Hotel Adria hat ein außergewöhnliches Ambiente, in dem es ein Leichtes ist, sich wohlzufühlen. Wer Geschichten mag, der ist hier richtig, besonders wenn er mit seinem Oldtimer anreist. Beinahe alle Highlights von Meran können zu Fuß erreicht werden. Zu Recht ist das Adria ein Kulthotel gelegen in einem magischen Villenviertel, das von einer märchenhaften Geschichte getragen wird.
Hotel Adria, Fam. Amort-Ellmenreich, Via Hermann Gilm 2, I-39012 Meran, Südtirol, Email info@hotel-adria.com, Telefon +39 0473 236610, www.historicsouthtyrol.com/de/gastgeber/hotel-adria, 49 Zimmer und Suiten, Übernachtung mit Frühstück ab 110 Euro pro Person. Mitglied der Historic Southtirol, einem Zusammenschluss historischer Hotels und Gastbetriebe in Südtirol www.historicsouthtyrol.com/de/
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